Masai living - Part 1


Paris, Juni 2011
Auf der Pariser Fashion Week sorgt die Louis Vuitton Männer-Sommer-Kollektion 2012 mit leuchtendrot und kobaltblau karierten Mustern für Aufsehen. Mit dieser Einstiegskollektion  ließ sich der neue Chefdesigner, Kim Jones, von den traditionellen Tüchern der Masai, einem der ursprünglichsten Nomadenstämme Ostafrikas, inspirieren. 
Er war nicht der erste, der die Faszination für die Kultur dieser ehemaligen Krieger entdeckte. Bereits John Galliano nutzte für seinen Einstieg beim Modehaus Dior 1997 die prächtigen Farben und reichen Perlenstickereien der Masai für einen aufsehenerregenden Auftritt. Ihm folgten noch vor Kim Jones viele andere Designer; von Giselle Bündchen bis zu  Adriana Kerembeu posierten Star-Models gemeinsam mit den hochgewachsenen, elegant schlaksigen Masai-Männern.  Und selbst das Hollywood-Kino blieb nicht verschont: Mit „The White Masai“ landete die deutsche Regisseurin Hermine Huntgeburth einen weltweiten Kinoerfolg mit der Geschichte der Schweizer Geschäftsfrau Corinne Hofmann, die sich auf einer Reise durch Kenia in einen Masai verliebte und zu ihm und seinem Stamm zog. „Masaitis“ nannte man bereits im 19.Jahrhundert die „Krankheit“, die sich gerne unter Afrika-Erforschern ausbreitete: die Verherrlichung und Verehrung der Masai und ihrer archaisch-nomadischen Lebensweise. Eine Lebensweise, die bis heute ungebrochen anhält, und die sie gleichzeitig perfekt zu vermarkten wissen: politisch nicht organisiert, leben sie in Clans, polygam, mitten in der Wildnis Kenias und Tanzanias, und betreiben Viehzucht. Ihr Hauptnahrungsmittel ist, neben dem Fleisch ihrer Rinder und Schafe, ein Gemisch aus Kuhmilch und –blut. Ihre Dörfer liegen in Regionen, die zunehmend in Naturschutzgebiete umgewandelt wurden, weshalb sie hohe Einnahmen aus dem Tourismus erzielen - was aber ihre einfache Lebensart nicht verändert hat. Mit Unterstützung der Regierung investieren sie ihr Vermögen in den Aufbau von Schulen.  Es kann gut vorkommen, dass ein Masai in Nairobi in einer Firma arbeitet und in einem modernern Apartment wohnt. Dazwischen kehrt er aber immer wieder nach Hause, in sein Lehmhüttendorf, zu seinen Frauen und Kindern, legt Anzug und Krawatte ab, und wechselt sie für seine Tracht, die farbenprächtigen Tücher und den üppigen Glasperlenschmuck.